Installation als Metapher für das Abendmahl

Im vergangenen Jahr sorgte das „Global Supper“ während der Biennale in Venedig für Aufsehen. Im historischen Kreuzgang einer Kirche hatte die in Los Angeles lebende Künstlerin Lilli Muller eine Installation als Metapher für das Abendmahl geschaffen. Auf einer symbolisch gedeckten Tafel stellte sie die wirtschaftliche Ungleichheit in der Welt auf einfache, aber nachdrückliche Weise dar, um einen Anstoß zum Dialog zu geben.

Zu diesem Zweck hatte die deutschstämmige Muller lange, mit violettem Samt drapierte Esstische aufgebaut. Alle Länder der Erde waren in Form von Tischsets an dieser Tafel vertreten. 199 unterschiedlich hoch „gefüllte“ Rotweingläser gaben Aufschluss über das jeweilige Bruttoinlandsprodukt, Tischkarten Hinweise auf wirtschaftliche Daten wie Einwohnerzahl und Lebenserwartung. Kein noch so winziges Detail der Installation war zufällig ausgewählt: So sahen die handgenähten Servietten aus Jeansstoff aus wie ein Mundschutz und erinnerten an die weltweite Pandemie. Für die Künstlerin waren sie zudem eine Metapher für den Hunger in der Welt und für das Gefühl der Betroffenen, nicht gesehen und gehört zu werden, keine Identität zu haben.

Auf Einladung der Europäischen Stiftung Aachener Dom (ESAD) kommt das „Global Supper“ in die Kaiserstadt. Vom 8. bis 18. Mai wird es im Kreuzgang des Aachener Doms zu sehen sein – im Beisein der Künstlerin, die sich auf den Austausch mit den Besucherinnen und Besuchern freut.

Mit dem „Global Supper“ ruft Lilli Muller dazu auf, sich angesichts der globalen Krisen und Kriege gemeinsam an einen Tisch zu setzen und zusammen nach Lösungen für die Probleme der Menschheit zu suchen. In diesem Ansatz entdeckt Dr. Jürgen Linden, Stiftungsratsvorsitzender der ESAD, viel Potenzial. „Das gemeinsame Mahl am großen, alle einladenden Tisch ist Symbol für Einheit, Verständigung, Vertrauen und freundschaftlich-familiäres Miteinander der Völker und Staaten, für eine harmonische Beziehung der Europäer untereinander und mit den zivilisierten Gesellschaften dieser Welt. Es ist gemeinsames Ziel, das Internationaler Karlspreis und die Europäische Stiftung Aachener Dom mit ihrer Arbeit verfolgen.“

Die Installation, die als zeitloses Symbol für den Frieden verstanden werden soll, wird ins Rahmenprogramm der Karlspreisverleihung aufgenommen und flankiert von weiteren Aktionen, darunter einem Musik- und Literaturabend des Rotary Clubs Aachen-Charlemagne und einem Diskussionsabend des katholischen Werks für Entwicklungszusammenarbeit Misereor. „Das Global Supper im Kreuzgang stellt eine doppelte Verbindung zum Aachener Dom her. Zum einen wird im Dom täglich die Heilige Messe in Fortführung des Abendmahls gefeiert. Zum anderen macht die Installation deutlich, dass der Dom und die darin stattfindenden Aktivitäten eine Verbindung und Verantwortung haben müssen zu den großen globalen Fragestellungen von Armut, Krieg und Verteilungsgerechtigkeit,“ erläutert Dompropst Rolf-Peter Cremer, weshalb auch er die Umsetzung in Aachen unterstützt.

Ermöglicht wird die Kunstinstallation dank des Engagements Aachener Unternehmen. Auf Initiative von Dieter Rehfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der regio iT GmbH, unterstützen die Sparkasse Aachen, Carpus+Partner AG, DSA GmbH, NetAachen GmbH, dhk Hagelskamp & Kollegen, Neck + Hein Werbeagentur, das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor sowie der Rotary Club Aachen-Charlemagne die Installation und das umfangreiche Begleitprogramm.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite: www.globalsupper-aachen.de