Ein Ehrenamt als „Ehrensache“

Ein starke Verbindung zum Dom verspüren viele Menschen. Bei Jürgen Sevenich aus Würselen ist sie besonders stark ausgeprägt. Seit 30 Jahren engagiert sich der 72-Jährige beim Ehrendienst, fast 20 Jahre davon steht er dem Team als Koordinator vor. Der Kontakt kam zustande, als seine beiden Söhne die Domsingschule besuchten und im Domchor sangen. In dieser Zeit begleitete die Familie das Leben am Dom auf enge Weise. Ehefrau Marlies tat dies als langjährige Mitarbeiterin im Sekretariat des Dompropstes sogar viele Jahre hauptamtlich. Auch Jürgen Sevenich, der sich tief im christlichen Glauben verwurzelt fühlt, ließ sich hineinziehen. „Irgendwie lief das von alleine, irgendwann war ich einfach mittendrin!“

Die Motivation vieler Ehrendienstler, so schätzt Sevenich, erwachse auch aus der Tradition heraus. „Wir betrachten es als Ehre, in der geschichtsträchtigen Kirche Karls des Großen unseren Dienst versehen zu dürfen“, sagt der frühere Key-Account-Manager eines amerikanischen IT-Unternehmens.

Während im Mittelalter die deutschen Könige anlässlich ihrer Krönungen in Aachen Einzug hielten, sind es seit Einführung der Karlspreisverleihung europäische Staatsoberhäupter und prominente Europa-Befürworter, die alljährlich im Dom empfangen und im Rathaus geehrt werden. Dem Ehrendienst kommt dabei die Aufgabe zu, die hohen Gäste dem Protokoll entsprechend zu ihren Plätzen zu geleiten. In 30 Jahren ist Jürgen Sevenich dabei viel Polit-Prominenz begegnet.
„Am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist mir der Besuch des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton, mit dem ich sogar einige Sätze sprechen konnte“, erzählt Sevenich, der vier Heiligtumsfahrten mitgemacht hat. Emotional berührt habe ihn am meisten die Seligsprechung Clara Feys im Jahr 2018. „So etwas erlebt man bestenfalls einmal im Leben!

Die eigentliche Arbeit des Ehrendienstes fällt jedoch nicht im Rahmen der Karlspreisverleihungen an, sondern ist Bestandteil der Sonntagsmessen um 10 und 11:45 Uhr. Zum Dienst gehören die Platzanweisung, die Kollekte und die Sicherstellung des ordnungsgemäßen Ablaufs der Kommunion. Einmal im Jahr übernimmt der Ehrendienst zusammen mit dem Aktionskreis Aachener Dom einen „Dienst über den Dienst hinaus“. Am jeweils ersten Septemberwochenende laden die beiden Teams die Öffentlichkeit zum Thron und zur Turmbesteigung ein. Die dabei erhobenen Eintrittsgelder fließen 1:1 in den Erhalt des Doms. Seit Beginn der Aktion sind schon mehr als 200.000 Euro zusammengekommen.

Mit entsprechendem Stolz und vielen schönen Erinnerungen zieht sich Jürgen Sevenich im 30. Mitgliedsjahr ein Stück zurück. Bei der Jahreshauptversammlung des Ehrendienstes am gestrigen Abend übergab er die Koordination an Dirk Gahn (49). So ganz trennen mag sich der 72-Jährige allerdings noch nicht vom Dom. „Ich mache in zweiter Reihe weiter, denn die Aufgabe gibt mir nach wie vor sehr viel!“

Dompropst Rolf-Peter Cremer weiß den Einsatz zu schätzen. „Ich bin dankbar für das Engagement des Ehrendienstes, für den Jürgen Sevenich über viele Jahre pflichtbewusst und zuverlässig die Koordination übernommen hat. Auch bei der Heiligtumsfahrt im Juni war er für mich ein Garant in der Unterstützung, weil er zuständig war für den Einsatz aller Ehrenamtlichen.“