Ein „fast perfekter“ digitaler Zwilling des Aachener Doms
Architektur-Studierende dreier europäischer Hochschulen haben gemeinsam einen hochpräzisen Laserscan des UNESCO-Welterbes erstellt
Im Rahmen einer internationalen Kooperation hat der Lehrstuhl für Architekturgeschichte der RWTH Aachen University seit dem vergangenen Herbst zusammen mit der Sapienza Università di Roma und der Scott Sutherland School of Architecture der Robert Gordon University in Aberdeen einen vollständigen Laserscan des Aachener Doms erstellt.
Ziel des ambitionierten Projekts war, mittels hochpräziser Laserscantechnologie eine detaillierte Dokumentation des Bauwerks in seiner gegenwärtigen Form sowie seiner Ausstattung zu ermöglichen. Der Weg bis zum fertigen Ergebnis, das die Studierenden und die sie betreuenden Professoren gestern der Dombauhütte übergaben, war von vielen aufeinanderfolgenden Arbeitsprozessen geprägt: Sie reichten vom Laserscannen vor Ort über die Generierung einer hochauflösenden Punktwolke bis hin zur Modellierung von texturierten Modellen.
„„Der Detailgrad ist sagenhaft“, freut sich Dombaumeister Dr. Jan Richarz. „Die Ergebnisse erlauben weitreichende Einblicke in die bauliche Struktur sowie Erkenntnisse über konstruktive Eigenschaften, die uns bei der weiteren Konservierung helfen.“
Auch für Prof. Carlo Bianchini ist der Laserscan ein Schlüsselbestandteil für die Erhaltung des „alles andere als gewöhnlichen“ Aachener Doms, einem Objekt, das bereits seit Jahrhunderten studiert und erforscht werde. Die Nutzung der zeitlosen und hochpräzisen Daten sei eine einzigartige Gelegenheit, Neues zu entdecken. Sie könnten künftigen Forschern und Baumanagern helfen, strategische Visionen für Erhalt, Reparatur und Wiederaufbau zu entwickeln.
Professor Douglas Pritchard, der bereits am Scan des Kölner Doms beteiligt war und als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet gilt, hat das Projekt großen Spaß gemacht. „Die Daten sind vielseitig einsetzbar und so präzise geworden, dass ein fast perfekter digitaler Zwilling der Kathedrale entstanden ist. Vor dem Hintergrund drohender Gefährdungen durch Witterung, Klimawandel und touristische Besucherströme sollte jedes Weltkulturerbe so gut dokumentiert sein.“
Die Kooperation angestoßen hat Yannick Ley vom Lehrstuhl für Architekturgeschichte der RWTH. Der Doktorand hatte während eines Erasmusaustauschs im Rom ein Seminar bei Prof. Carlo Bianchini belegt – und bei einer Gastvorlesung auch dessen Kollegen Douglas Pritchard kennengelernt. Ley hielt bei dem Projekt die koordinierenden Fäden in der Hand und ist nun stolz, was gemeinsam auf die Beine gestellt wurde. „Wir haben ein maßgetreues Aufmaß des Doms vorgenommen, das den Zustand des Bauwerks im Jahr 2022 zeigt und der architekturhistorischen Forschung der Zukunft dient.“