Ann Münchow und der „besondere Blick“
Präsentation in der Domschatzkammer ist bis Ende August zu sehen
Vier Jahrzehnte lang hat die 1923 in Aachen geborene Fotografin Ann Münchow die Geschichte des Weltkulturerbes dokumentiert. Seit 1950 war sie regelmäßig am und für den Aachener Dom tätig, insbesondere dann, wenn es um Dokumentaraufnahmen des Kunstschatzes ging. Bereits im Jahr 1990 hatte sie der Domschatzkammer zahlreiche Aufnahmen auf Glasplatten überlassen. Dank einer großzügigen Bezuschussung der Museumsförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) konnten die mehr als 2000 Glasplatten im vergangenen Jahr erschlossen werden. Kuratorin Katrin Heitmann, Doktorandin der Kunstgeschichte, sichtete jedes einzelne Bild und legte zusammen mit der als studentischer Hilfskraft tätigen Geschichtsstudentin Alexandra Birken ein umfangreiches Verzeichnis an, in dem jede einzelne Aufnahme eine Inventarnummer, Kurztitel, Beschreibung und Angaben zum Zustand erhielt. Das erleichtert in Zukunft die Suche nach bestimmten Motiven.
Vom 23. Februar bis zum 25. August wird das Schaffen der 2020 verstorbenen Fotografin im Rahmen der Präsentation „Der besondere Blick. Die Fotografin Ann Münchow und der Aachener Domschatz“ in der Domschatzkammer vorgestellt. Zu sehen sind Fotos verschiedener Schaffensphasen der 1950er bis 1970er Jahre sowie viele Publikationen, an denen sie beteiligt war, außerdem Arbeitsgeräte aus ihrem Atelier sowie Dokumente zu ihrem Werdegang und ihrem Rang als Fotografin. Sie zeigen die enge Verbindung der Fotokünstlerin mit der Stadt Aachen sowie die Reaktionen von Kunstexperten auf ihre Fotografien. Ausgewählte Kunstwerke aus der Domschatzkammer sind mit Ann Münchows Fotos kombiniert.
Wer war Ann Münchow? Die 1923 als Anneliese Lepper geborene Künstlerin arbeitete von 1950 bis 1991 als selbständige Fotografin in Aachen. Sie eröffnete bereits 1952 im Haus Nuellens ihr erstes Fotoatelier. Später zog sie mehrfach um und änderte durch Heirat ihren Namen: zuerst in Ann Bredol-Lepper, seit 1958 in Ann Münchow. „Faszinierend an ihren Bildern ist der sehr eigene Stil, der in vielen Aufnahmen erkennbar ist. Sie schaute mit einem ‚besonderen Blick‘ auf Kunstgegenstände, Kirchenschätze und die Architektur“, beschreibt Katrin Heitmann ihre Faszination für die hohe Qualität, die Münchows Arbeiten auszeichneten. „Man merkt, dass sie sich damals viel Zeit genommen, dass sie genau hingesehen und Details erkannt und herausgearbeitet hat, die anderen verborgen geblieben sind!“
Bei der Erschließung des Fotobestands gehe es nicht primär darum, „schöne Fotos“ zu sammeln, betont Dr. Birgitta Falk, die Leiterin der Domschatzkammer. Vielmehr stehe die wissenschaftliche Nutzbarmachung im Vordergrund. „Forscherinnen und Forscher können die Motive einsehen, auswerten und für ihre Zwecke nutzen. Wir sind sehr dankbar, dass wir diese für die Geschichte von Dom und Domschatz immens wichtigen Motive professionell sichern und bewahren konnten. Der künftige Zugriff auf die Fotomotive wird die Forschung zum Domschatz ein großes Stück voranbringen!“