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Eine Folge des Klimawandels: Archäologische Grabungsstelle zerfällt

Die starken Regenfälle der vergangenen Monate haben für Zersetzungsschäden an Überresten unter der Taufkapelle gesorgt

Jahrhundertelang haben die steinernen Überreste unter der Taufkapelle des Aachener Doms die Zeit nahezu unbeschadet überdauert. In diesem öffentlich nicht zugänglichen, aber gut erschlossenen Bereich finden sich römische und karolingische, romanische und gotische, barocke und neuzeitliche Fundamentmauerwerke, Fußbodenbeläge, Schutt- und Estrichreste. Für Archäologen und Historiker ein wunderbares Schaufenster in die Vergangenheit!

Innerhalb der vergangenen acht Monate haben sich zuletzt jedoch besorgniserregende Zersetzungsspuren gebildet. „Im November konnte man den Schichtaufbau dieses Profils noch gut erkennen“, sagt Dombaumeister Dr. Jan Richarz kopfschüttelnd und deutet auf einen bröseligen Erdwall. „Wegen der starken Niederschläge und der dauerhaft viel zu hohen Luftfeuchtigkeit hat sich die Substanz seitdem so schnell aufgelöst, dass man die Schichten aktuell nicht mehr voneinander unterscheiden kann.“ Mehrere herabgefallene Steine, Sandsteinstaub und Mörtelreste auf dem Boden unterstreichen das Problem. An manchen Stellen hat sich ein grau-weißer Belag auf den Erdblöcken gebildet. Hier sind wegen der Feuchtigkeit Salze ausgetreten und kristallisiert.

Grabung erzählt Stadtgeschichte an markanter Stelle

Der Dombaumeister hat Alarm geschlagen und Aachens Stadtarchäologes Andreas Schaub hinzugezogen. Der ist mit Helfern des Archäologischen Arbeitskreises angerückt, um erste Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Auch er bezeichnet die Geschwindigkeit der Auflösung als dramatisch. „Diese Grabung erzählt Stadtgeschichte an einer sehr markanten Stelle, deshalb müssen wir uns jetzt die Zeit nehmen und aufpassen, dass sie nicht für immer verschwindet. Später freuen sich unsere Nachfolger über jeden Krümel, den wir erhalten haben!“

Erster Schritt ist zunächst eine gründliche Reinigung. „Wir machen hier picobello sauber, saugen und fegen den Staub und Schmutz weg, den wir vor der Entsorgung noch durchsieben“, erklärt Schaub. Anschließend soll die archäologische Grabungsstelle fotografisch dokumentiert, eventuell als 3D-Aufnahme gescannt und mit alten Bestandsaufnahmen verglichen werden: Mitte der 1980er Jahren wurde die gesamte Schaugrabung vom Landschaftsverband Rheinland (damals noch als RAB = Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege bekannt) dokumentiert. Zu jeder Mauer existieren Katalogblätter, zu den Erdschichten außerdem handkolorierte, maßstäbliche Zeichnungen. Mit Hilfe dieser knapp 40 Jahre alten Dokumente lassen sich mögliche Fehlstellen genau erkennen und korrigieren oder anpassen.

Über bauliche Eingriffe zur langfristigen Substanzerhaltung müssen anschließend die Expertinnen und Experten der zuständigen Landesbehörden, dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege und dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland sowie der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Aachen, beraten. Termine sind bereits vereinbart. „Wir warten jetzt ab, sammeln Erkenntnisse und überlegen dann, was das Beste ist, um das historische Schaufenster zu retten“, fasst Richarz die geplante Vorgehensweise zusammen.