Projekt „Heizungskeller“ steht unter Zeitdruck
Östliches Deckenfeld im Durchgang zum Katschhof wird komplett abgebrochen – Fertigstellung bis zum Aufbau des Weihnachtsmarktes
Die Zeit läuft. Bis zum 2. November, wenn der Aufbau des Weihnachtsmarkts beginnt, muss die Heizungskellerdecke des Aachener Doms erneuert sein. Ansonsten wäre die schmale Durchfahrt vom Münsterplatz zum Katschhof nicht nutzbar, denn die Kellerräume liegen genau darunter. Die Ausgangslage ist diffizil, die Geometrie des Kellers sehr verwinkelt: Eingeklemmt in den Zwickel zwischen Chorhalle, Sechzehneck und Hubertuskapelle sowie anstoßend an karolingische Fundamentreste stellt diese Baustelle alle Beteiligten vor besondere Herausforderungen.
Die Weihnachtsmarkt-Logistik ist indes nicht der einzige Grund, weshalb Eile geboten ist. Seite Mitte August hat der Dom keine funktionierende Heizungssteuerung mehr, die Lüftungsanlage läuft nur eingeschränkt. Dabei ist die Frischluftzufuhr existenziell: Wegen der Vielzahl der Besucherinnen und Besucher erreicht das CO₂ aus deren Atemluft binnen Stunden so hohe Konzentrationen, dass der Marmor im Inneren davon langfristig angegriffen und zersetzt würde. Gleichzeitig muss die enorme Luftfeuchtigkeit im Dom durch die regulierende Heizungswärme herausgedrängt werden.
Auch die Fernwärmeleitungen sowie die Elektro- und Datennetzanbindung sind abgetrennt beziehungsweise nur provisorisch angeschlossen. Ein Wirrwarr an Kabeln hängt von der undichten Decke, durch die es nach starken Regenfällen schon seit längerem so heftig tropft, dass sich zeitweise zentimeterhohe Wasserlachen auf dem Boden bilden, die abgepumpt werden müssen.
„Das ist für einen Technikraum nicht gerade ideal“, sagt Dombaumeister Dr. Jan Richarz. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Für die Konstruktion des Kellderdachs aus dem Jahr 1912 – im Fachjargon eine „typische Kappendecke aus Stahlträgern mit zwischengespannten Betonkappen“ – wurde damals ein weicher, stark rostanfälliger Stahl verwendet (Thomas-Stahl). Regenwasser und Salze haben im Laufe der Zeit zu extremen Korrosionsschäden an den knapp unter Bodenniveau liegenden Stahlträgern geführt. „Es bestand jetzt nicht unmittelbar Gefahr für Leib und Leben, aber die Decke wurde im Rahmen einer Untersuchung als nicht mehr dauerhaft standsicher eingestuft. Ganz besonders nicht mit Blick auf den Schwerlastverkehr, der den Zufahrtsbereich zum Katschhof nutzt“, macht Richarz die Dringlichkeit der aktuellen Baumaßnahme deutlich.
Das von der Dombauhütte beauftragte Ingenieurbüro Kempen Krause nahm die beiden Kellerräume mit einem 3D-Scan unter die Lupe, um punktgenau die Schwachstellen lokalisieren und Lösungsvorschläge erarbeiten zu können. Dank der guten Vorarbeiten wurde ein Fahrplan entwickelt, der nun zügig umgesetzt werden soll.
Vorgesehen ist, zunächst das östliche der beiden Deckenfelder abzubrechen und durch eine neue Stahlbetondecke zu ersetzen. Erst im Verlauf dieser Arbeiten wird sich herausstellen, ob das westliche Deckenfeld noch einige Jahre länger Bestand haben kann – im Moment deutet zum Glück alles darauf hin. Sobald die neue Decke ausgehärtet ist, wird die Lüftungsanlage wieder aufgebaut und angeschlossen. „Wir müssen damit rechnen, dass die Bauarbeiten noch ein paar Schäden aufzeigen, die wir bisher nicht sehen konnten. Aber für diesen Fall haben wir wir in die Planungen einen zeitlichen Puffer eingebaut“, blickt Dr.-Ing. Tobias Dreßen, ein Geschäftsführer von Kempen Krause, optimistisch nach vorne.