Sorry, your browser does not support inline SVG. Sorry, your browser does not support inline SVG.

Übersicht aller Veranstaltungen

4x Turmbläser und Adventliche Impulse

Wer in der Vorweihnachtszeit nach einer kleinen, spirituellen Auszeit sucht, ist herzlich zu den Adventlichen Impulsen in den Aachener Dom eingeladen. Diese beginnen freitags, 29. November, 6., 13. und 20. Dezember, um jeweils 18:45 Uhr mit dem Trompetenspiel des Bläserensembles Privat-Kapelle „Neuß“ in Richtung Domhof. Anschließend folgt ein jeweils 15-minütiger geistlicher Impuls zum Thema „Adventliche Symbole“ im Dom.

3x offenes Mitsingen in der Domsingschule

Während der Weihnachtsmarktzeit findet in der Domsingschule dreimal montags, 2., 9. und 16. Dezember, um jeweils 16 Uhr ein offenes Mitsingen statt. Alle, die gerne singen, sind herzlich eingeladen! Der Eintritt ist frei.

Musik zu Advent und Weihnacht“ der Domsingschule

Die „Musik zu Advent und Weihnacht“ ist die besucherstärkste Veranstaltung der Domsingschule. Am Samstag, 22. Dezember, um 16 Uhr, stimmen die Jungen und Mädchen ihr Publikum zum 34. Mal auf das nahende Weihnachtsfest ein. Domorganist Michael Hoppe und ein kleines Orchester sorgen für die instrumentale Begleitung. Die Gesamtleitung des Konzerts obliegt Schulleiterin Irma Wüller. Der Eintritt ist frei, Einlass ab 15:30 Uhr.

Geistliche Musik des Mädchenchors zum Advent

Unter dem Titel „Silence“ widmet sich der Mädchenchor am Aachener Dom geistlicher Musik zum Advent. Für ihren Auftritt am Sonntag, 8. Dezember, um 18 Uhr, studieren die Sängerinnen unter der Leitung von Domkantor Marco Fühner Werke von Ola Gjeilo, Javier Busto. Arvo Pärt u.a. ein. Der Eintritt ist frei.

Weihnachtskonzert des Domchors im Krönungssaal

Seit 1994 veranstaltet der Lions Club Aachen am dritten Adventssonntag mit dem Aachener Domchor ein Weihnachtskonzert im historischen Krönungssaal des Rathauses. Das diesjährige Wohltätigkeitskonzert am Sonntag, 15. Dezember, um 17 Uhr, bietet wieder die Gelegenheit, soziale Mitverantwortung zu zeigen: Die Einnahmen sind für soziale Zwecke bestimmt. Infos zum Kartenvorverkauf unter: www.lionsclub-aachen.de

3x Abendlob im lateinischen Ritus

An drei Adventsonntagen (1., 15., 22. Dezember), können Besucherinnen und Besucher das Abendlob im lateinischen Ritus und mit sakramentalem Segen mitfeiern, Beginn ist um 18 Uhr. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind eingeladen, in dieser traditionellen Gottesdienstform zu singen und die Kraft des Gebets (wieder)zuentdecken. Dauer: ca. 45 Minuten.

Ökumenische Mittagsmeditationen

Die ökumenischen Mittagsmeditationen finden im Advent mittwochs und freitags um 13:30 Uhr statt, in der Woche vor den Weihnachtsferien sogar 4x von dienstags bis freitags (17. bis 20. Dezember). Bei dieser kleinen Auszeit in der Nikolauskapelle des Doms handelt es sich um einen viertelstündigen Impuls mit Wort- und Musikbeiträgen. Reinkommen und runterkommen!

4x Thronbesichtigung ohne Führung

Der Aktionskreis Aachener Dom und der Ehrendienst ermöglichen an zwei Adventwochenenden eine Thronbesichtigung, die sonst nur im Rahmen einer Führung möglich ist. Der Eintritt beträgt 3 Euro für Erwachsene und 1 Euro für Kinder (6 bis 16 Jahre). Die Einnahmen fließen komplett in den Erhalt des Doms.

  • Samstag, 7. Dezember, 11 bis 17:15 Uhr,
  • Sonntag, 8. Dezember, 13 bis 17:15 Uhr,
  • Samstag, 14. Dezember, 11 bis 17:15 Uhr,
  • Sonntag, 15. Dezember, 13 bis 17:15 Uhr.

Schlüsselübergabe für den Schatz aus der Wappentruhe

Bischöfliche Realschulen schlagen mit einer Briefaktion einen Bogen zwischen den Heiligtumsfahrten 2023 und 2028

Auf dem Foto zu sehen sind Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer, die Monschauer Schulleiterin Sabine Pulsmeier und die beiden Klassensprecherinnen der jetzigen 7. Klasse.

Erinnert Ihr euch noch an den letzten Tag der #heifa2023? Damals hatten wir die fünften Klassen der Bischöflichen Realschulen aus Monschau, Schleiden und Düren eingeladen, ihre Bitten und Hoffnungen für ihre Schullaufbahn in einem Brief an sich selbst zu formulieren. Bei einem Besuch im Dom wurden diese Briefe in der 700 Jahre alten Wappentruhe des Richard von Cornwall verschlossen. Die Truhe mit den persönlichen Inhalten wird dauerhaft in der Domschatzkammer ausgestellt.

Bei der nächsten Heiligtumsfahrt im Jahr 2028 beenden die Jungen und Mädchen die 10. Klasse. Dann sollen sie ihre Briefe wieder abholen und können nachlesen, ob sich ihre Wünsche erfüllt haben. Bis dahin passen die Schulen abwechselnd auf den Truhenschlüssel auf. In dieser Woche war „Stabwechsel“: Von der Bischöflichen Clara-Fey-Schule Schleiden wanderte er zur Mädchenrealschule St. Ursula in Monschau. Auf dem Foto zu sehen sind Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer, die Monschauer Schulleiterin Sabine Pulsmeier und die beiden Klassensprecherinnen der jetzigen 7. Klasse.

Bei einem Besuch vor Ort und der gemeinsamen Feier eines Gottesdienstes freute sich Dompropst Cremer darüber, dass die Schülerinnen sich noch an die Heiligtumsfahrt vor anderthalb Jahren erinnern. „Es freut mich, dass junge Menschen mit dieser Aktion eine Brücke schlagen zwischen den beiden Heiligtumsfahrten!“


Predigt zur Beisetzung von Hans-Günther Vienken

Die Emmaus-Geschichte, die wir gerade gehört haben, war eine Lieblingsstelle aus der Bibel für Hans-Günther Vienken. Direkt war allen Beteiligten in der Vorbereitung des heutigen Gottesdienstes klar, dass diese Ostererzählung das Evangelium des heutigen Abschiedsgottesdienstes sein soll. Das Bild von Emmaus ist auch auf dem Gedenkzettel abgedruckt, den Sie erhalten haben. Es ist nicht irgendein Emmaus-Bild, sondern das, was die Ministranten Hans-Günther Vienken zu seinem goldenen Priesterjubiläum geschenkt haben. Das Bild von Hubert Spierling hing in seinem Arbeitszimmer. Täglich konnte er diese Ostererfahrung betrachten.

Der Auferstandene, der Christus, der sich oft unerkannt bei den Menschen zeigt, war eines der zentralen Glaubensgeheimnisse von Hans-Günther Vienken. Sein Leben und seine Engagement war so eine vielfältige, unverwechselbare Antwort auf Christus, auf den dreieinigen Gott, auf die Liebe des Vaters, die sich in Jesus Christus, seinem Leben und seiner Auferstehung zeigen und im Heiligen Geist, der in und zwischen uns lebendig ist. Man könnte daher als Überschrift über das Leben von Hans-Günther Vienken setzen: Antwort geben – Antwort sein. Antwort geben auf diese Berufung des Menschen durch den Gott, der unter uns lebt und dessen Auferstehung erfahrbar ist.

Diese theologische Linie fand er in einer Nähe zu den Fokolarini und in früherer Zeit insbesondere in seinem Kontakt zu Bischof Klaus Hemmerle wieder. Unser früherer Bischof war für ihn ein wichtiger Impulsgeber und Ratgeber. Hans-Günther formulierte eine solche Theologie jedoch auch immer alltagstauglich: Der liebe Gott tut nichts als fügen.

Wenn wir heute auf diesen Menschen Hans-Günther Vienken, seinen Glauben und sein Leben dankbar schauen, dann fallen uns viele Bilder, Zitate, Beschreibungen und Begegnungen mit ihm ein. Denn er stand in einem großen Netzwerk von Menschen, die er als Christ und Priester, als Seelsorger und Verantwortlicher hier im Dom geprägt hat.

Insbesondere die jungen Menschen waren ihm ein Herzensanliegen.

Das fing bei den Kinder in der Domsingschule an, u. a. mit dem Projekt des Theologiesierens im Aachener Dom. Das ging über seine Tätigkeit als Religionslehrer und Schulseelsorger im Bischöflichen Pius-Gymnasium weiter. Es zeigte sich in den Jahren der Berufungspastoral, in seinen Kontakten zum KKG (Kaiser-Karl-Gymnasium) und nicht zuletzt an der Arbeit hier im Dom, mit unzähligen Ministranten, wovon einige auch sicherlich wegen ihm ihren Dienst verrichteten. Heute ist auch eine Reihe Ehemaliger zu diesem Gottesdienst gekommen.

Hans-Günther Vienken hatte ein Herz für junge Menschen. Und trotz seines Alters war er, so habe ich es ihm vor einiger Zeit noch einmal gesagt, ein Jugendseelsorger geblieben. Wie viele Unterrichtsstunden, Ferienfreizeiten, Besinnungstage auf der Wildenburg, Firmvorbereitungen, Wallfahrten des PWB, Schulmessen, Gespräche, Gottesdienste er mit Kindern und Jugendlichen gestaltet hat? Unzählbar. Und daraus ist ein Netzwerk entstanden, das ihn hielt und bei denen er viele hielt. Denn aus Erfahrungen in der Schule, am Dom wurden Anfragen für Trauungen und Taufen. Unzählbar. Dazu gehörten für ihn auch Rituale der Treffen, wie zum Beispiel das Essen am Gründonnerstag mit den Ministranten oder auch der Malteser. Netzwerke, die gehalten haben und die auch spürbar waren in den letzten Stunden seines irdischen Lebens, wo er, obwohl diese Stunde sehr plötzlich kam, eng begleitet wurde von seiner Schwester und Menschen, denen er verbunden war.

Hans-Günther Vienken war immer im Dom und für den Dom, so hat es die Aachener Zeitung in dieser Woche getitelt. Gefühlt war er sein ganzes Leben lang am Dom, von den Zahlen her fast ein halbes Jahrhundert. Er war im Dom, am Dom, für den Dom und um den Dom herum. Das gehörte für ihn zusammen: Der Dom, seine Wohnung auf dem Domhof, Essen und Treffen im Wehrhaften Schmied, seine Präsenz bei Gottesdiensten in der Domsingschule, bei Konzerten und Veranstaltungen und bei manchen Gesprächen auf dem Domhof. Zu diesem Umfeld gehörten auch seine ökumenischen Kontakte, personalisiert mit den Nachbarn der griechisch-orthodoxen Gemeinde, mit Bischof Evmenios und mit der Annakirche und Pfarrer Armin Drack.

Das war seine Welt – als Mensch und als Seelsorger. Hans-Günther Vienken gehörte dabei nicht zu den Vertretern, die das Ende der Kirche tränenreich sah. Er war hoffnungsvoll, voller Energie, lebensfroh und freudig. Er stand mitten im Leben, im Alltag, auch wenn es am Ende schwerer wurde. Aber auch in den letzten Jahren, wo er kräftemäßig nachließ, hat er mit großer Leidenschaft in der Bußpastoral noch im Dom weitergearbeitet. Er hat regelmäßig etwa die Hälfte der wöchentlichen Beichtzeiten übernommen. Auch werden die Elisabethinnen ihn sehr vermissen, wo er regelmäßig in den vergangenen Jahren die Heilige Messe gefeiert hat. Und er trug bei den Gottesdiensten zur herzlichen Atmosphäre bei.

Im Dom war ihm natürlich die Liturgie sehr wichtig. Zum einen ein verlässlicher Ablauf und eine gut abgestimmte Liturgie in den Gottesdiensten, zum anderen aber auch eine dazu notwendige und stimmige gute Dommusik. Deshalb stand er auch im regen Austausch mit den Verantwortlichen der Dommusik mit den verschiedenen Chören und nicht zuletzt auch mit der Domsingschule. Er hat die liturgischen Dienste über Jahre aufgebaut und begleitet: Neben seinen heißgeliebten Ministranten, die Lektorinnen und Lektoren, die Kommunionspenderinnen und -spender und der Kontakt zum Ehrendienst sowie zu den sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier am Dom.

Wichtig war ihm auch, dass alles stimmte. Von den richtigen Glocken, die eingeschaltet sein mussten über die Kerzen, die am richtigen Platz stehen mussten, bis hin zu den liturgischen Gewändern. Seine Meisterstücke – wenn ich den Begriff nehmen darf – hat er innerlich mit den Heiligtumsfahrten gehabt, von denen er vier in verantwortungsvoller Position als Wallfahrtsleiter mitgestaltete. Dann lief er zur Hochform auf, wenn er diese Wallfahrten einordnen konnte in die jahrhundertelange Tradition der Pilgerinnen und Pilger zum Dom.

Wer ihn nicht kannte, könnte denken, dass er ein Rubrizist war. Ich würde ihn jedoch nicht so bezeichnen, denn für ihn stand immer im Mittelpunkt der Liturgie, die Aussage über die Feier der Gottesdienstgemeinden hier und die Erfahrung mit dem lebendigen Gott. Diese würdige Liturgie zu ermöglichen, das gehörte für Hans-Günther Vienken zur Lebendigkeit im Dom. Das Bild des Himmlischen Jerusalems, das zu Beginn genannt wurde, das wir in der Lesung gehört haben, war für ihn der hoffnungsvolle Blick darauf, dass wir alle einmal in Gottes neuer Stadt leben werden. Dies hat er in ebenfalls unzähligen Domführungen gerade auch hier wieder jungen Menschen erläutert. Das war für ihn die geistliche Aussage dieses Bauwerks, das er deshalb auch so liebte.

Und im inhaltlichen Zentrum des Doms, die Feier des Brotbrechens, wie damals in Emmaus, bis heute, daraus hat er Kraft geschöpft. Das Mahl, das Gemeinschaft fördert, mit diesem Bild konnte er seinen Dienst inhaltlich bereichern. Er genoss daneben auch die Mahlzeiten und wird sich sicherlich freuen, wenn nachher viel von Ihnen zum Imbiss zusammenkommen.

In der Neuen Stadt lebt Hans-Günther Vienken nun bei Gott in der Vollendung seines irdischen Engagements. Und ich bin mir sicher, dass er im Himmlischen Jerusalem zusammen mit seinem Bruder Ewald sitzt und zu Klaus Hemmerle sagt: Schau mal, das habe ich mit aufgebaut: eine würdige Liturgie mit Ministrantinnen und Ministranten, die schwarze Schuhe tragen, und eine ausgezeichnete Dommusik. Und Norbert Grzeschik hat die richtigen Gewänder rausgelegt. Und ich hoffe, dass er nicht zu kritisch auf mich als Hauptzelebranten schaut, ob ich auch heute alles richtig mache.

Lieber Hans-Günther, viele Menschen, die heute hier sind, haben dir viel zu verdanken. Und deshalb wollen wir in deinem Sinne nun Danksagung feiern, Eucharistie mit dem Gott, der mit uns unsere Wege geht, auch wenn wir ihn nicht immer entdecken, in dessen Nähe wir dich nun wissen, denn der liebe Gott tut nichts als fügen.

Rolf-Peter Cremer, Dompropst

Hans-Günther Vienken, der Menschenfischer

Eine persönliche Würdigung von Martin Wüller


Hans-Günther Vienken war für mich von Jugend an ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben. Wenn ich hier einzelne Begebenheiten schildere, tue ich das in dem Bewusstsein, dass diese beispielhaft sind für ungezählte ähnliche Momente vieler Hunderter, wenn nicht Tausender junger Menschen, die Hans-Günther Vienken gekannt haben.

Kennengelernt habe ich Domvikar Vienken durch eine Besinnungsfahrt auf die Wildenburg während kleiner Schulferien irgendwann in den frühen 1980er Jahren, nachdem ich aus dem Knabenchor des Domchores ausgeschieden war. Ein Freund und ich wurden irgendwie darauf aufmerksam (gemacht?), nach meiner Erinnerung als Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums. Dieser Fahrt sollten viele weitere folgen, zunächst als Teilnehmer, später auch als Begleiter. Kern dieser Besinnungstage war nie reine Katechismus-Lehre. Immer ging es um den Menschen, seine Beziehung zu Gott, „Suchen und fragen, hoffen und sehn“ und tabulos um alle Themen, die Heranwachsende entdecken und interessieren.

2014 Stefan Meul, Weberstr.5, Aachen

Große Runden im Plenum, in denen „Herr Vienken“ referierte oder medial gestützte Inputs präsentierte, wechselten sich mit Kleingruppenphasen ab. Immer gab es auch das Angebot zu Einzelgesprächen, die Einladung zur Beichte oder einfach, „mal zu quatschen“. Immer erlebte ich ihn mit schier unerschütterlichem Gottvertrauen – „Der liebe Gott tut nichts als Fügen!“ Dazu seine freundliche Art, sein herzliches und herzhaftes Lachen, das sich aus dem tiefsten Innern seinen Weg nach draußen zu bahnen schien.

Vielfältig waren auch die Gottesdienste in der Kirche der Wildenburg: mal ganz klassisch als Sonntagsmesse gemeinsam mit Einheimischen, eventuell besonders gestaltet und bereichert durch das Spiel von Instrumenten, die mitzubringen Hans-Günther Vienken im Vorfeld eingeladen hatte. Auf der Wildenburg lernte ich aber auch für mich ganz neue Gottesdienstformen kennen: mit und ohne Feier der Eucharistie, Psalmgebete, solche mit viel Stille und Zeit zum Nachdenken bei Kerzenschein und solche mit frei formulierten Fürbitten und Gebeten. Hans-Günther Vienkens Repertoire war schier unerschöpflich.

Wichtig war Hans-Günther Vienken immer auch die Pflege der Gemeinschaft, der „Communio“, und nicht selten verwies er in diesem Zusammenhang auf unseren damaligen Bischof Klaus Hemmerle. Hans-Günther Vienken war nie weltfremd. So gehörten zu gemeinschaftlichem Leben für ihn ganz praktische Dinge dazu – „Die Klobürste ist keine Zahnbürste und sollte entsprechend genutzt werden!“ – wie auch die gegenseitige Fürsorge bei den Mahlzeiten: „Wenn jeder dafür sorgt, dass es den anderen am Tisch gut geht, dann sorgen fünf Personen für einen selbst!“ Alle, die das verstanden, rangelten nicht mehr um die Fleischtöpfe und viele nahmen diese Dinge wieder mit nach Hause und in den Alltag. Auch war es selbstverständlich, dass die Mahlzeiten mit einem Gebet gemeinsam begonnen und beendet wurden. Und nie vergaß er dabei die, die dafür Sorge trugen, dass es uns gut ging: Familie Müller und Mitarbeiterinnen.

Natürlich kam auch das Gesellige nie zu kurz, insbesondere in abendlichen Spielerunden: mit- und auch übereinander lachen, ohne zu verletzen (Sternengucker, Korkenblasen, das Pfeifenspiel), gemeinsame Spaßlieder im Kanon singen („Wo die großen Elefanten spazierengehn“, „Ein Huhn, das fraß, man glaubt es kaum, die Blätter von dem Gummibaum“), Bewegungs- und Gruppenspiele wie Zimmer-frei und das legendäre Schrubberhockey.

Die Wildenburg-Aufenthalte haben mich geprägt und viele andere auch. In einem Telefonat vor rund zwei Monaten schätzte Hans-Günther die gesamte Teilnehmerzahl der Besinnungstage, die er auch für ganze Klassen des Pius-Gymnasiums und später des Kaiser-Karls-Gymnasiums durchführte, auf ein- bis zweitausend junger Heranwachsender. Hinzu kommen noch die in seiner Verantwortung als Direktor im „Päpstlichen Werk für geistliche Berufe; Informationsstelle Berufe der Kirche“ initiierten und von seiner Mitarbeiterin Erika Janssen durchgeführten Besinnungstage für Mädchen in Steinfeld.

Für Heranwachsende und junge Erwachsene beider Geschlechter gemeinsam organisierte Hans-Günther Vienken auch zahlreiche Wallfahrten, an denen auch ich als Pilger und teilweise auch als Begleiter teilnahm. Ziele waren Lourdes und Flüeli, die Heimat und Wirkungsstätte des Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe. Auch dies waren sehr und nachhaltig beeindruckende Gemeinschafts-Erlebnisse für mich.

Irgendwie sprach er dann auch die Einladung aus, bei den Dommessdienern mitzumachen. (Ich hatte wirklich bis dahin durch Beobachtungen aus dem Knabenchor gedacht, dass man hierfür „Pius-Schüler“ sein müsse!) In allerbesten Erinnerungen sind mir die Messdiener-Fahrten geblieben, die häufig für die Herbstferien durch Hans-Günther Vienken organisiert wurden: Fahrten nach Mainz, Speyer und Worms, Besichtigungen der Mercedes-Werke in Stuttgart oder des Schlosses Bruchsaal und – mein Favorit – eine Motorschiff-Tour durch die Niederlande mit Stopps u. a. in Utrecht, Delft, Amsterdam und Rotterdam. „Herr Vienken“ war stets ein gut vorbereiteter und kompetenter Reiseleiter. Ich sehe ihn noch vor mir mit dem „Reclam Kulturführer“ in der Hand. Niemals betrachtete er die Kunst isoliert. Er verstand es stets – insbesondere bei Sakralbauten – das mit Sinnen fassbare mit der Spiritualität zu verknüpfen und in eine angemessene und für seine Zielgruppe passgenaue Sprache zu bringen.

Das galt insbesondere für „seinen“ Aachener Dom als Abbild des himmlischen Jerusalem. Auch die Erlebnisse mit der Messdiener-Gruppe in Aachen schweißten zusammen und vertieften die Bindung zum Dom und damit auch an die Kirche: große Messen mit feierlicher Liturgie im Dom oder zum Katholikentag im Reitstadion und auf dem Katschhof zur Heiligtumsfahrt, Zeigung der Heiligtümer vom Turm – das Vertrauen, wenn „Herr Vienken“ einem Messdiener mit einem intensiven Blick in die Augen wortlos an Hochfesten zum Beispiel das Lotharkreuz zum „großen Einzug“ über den Domhof durch die Wolfstüre in die Hand drückte. Für ihn war das Liturgische immer wichtiger als das Museale.

Auch für den Domchor spielte Hans-Günther Vienken eine wichtige Rolle in der kritischen Zeit des Domkapellmeister-Wechsels 1986 von Dr. Rudolf Pohl zu Hans-Josef Roth. Hans-Günther – wie ich ihn inzwischen nennen durfte – hatte mich ermutigt, wieder in den Domchor einzusteigen und mich bestärkt, „beim Neuen“ vorzusprechen. Er selbst hat in dessen Anfangsjahren im ersten Bass des Domchores mitgesungen und Beziehungen geknüpft und gepflegt. Dies war nötig, denn mit dem Weggang von Dr. Pohl und kurz danach hatten nicht wenige Herren den Chor verlassen, darunter auch viele „Grufüs“, wie die jungen Herren genannt werden, die sich um die Betreuung der Knaben im Choralltag, aber vor allem auf Touren kümmern.

Das drohende Vakuum erkannte Hans-Günther Vienken. So lud er – nach meiner Erinnerung Ende 1986 oder Anfang 1987 – insgesamt fünf „Junge Herren“ zu sich nach Hause am Klosterplatz ein. Hier besprach er die Zukunft der Knabenbetreuung. Johannes Marx wurde Obergruppenführer (Gruppe 1 :D) und wir anderen – darunter Jörg Kersten und ich – bekamen die folgenden Gruppen zugeteilt, bevor wir im Frühsommer 1987 auf die erste gemeinsame Konzertreise nach England aufbrachen. Noch im selben Jahr verbrachte der Knabenchor des Domchores die erste Ferien- und Probefreizeit im Haus am Meer auf der Insel Wangerooge. Obwohl er zu dieser Zeit noch nicht Präses des Chores war, reiste Hans-Günther Vienken mit. Selbstverständlich lag die Verantwortung und Probenarbeit bei Domkapellmeister Hans-Josef Roth. Doch prägte Hans-Günther Vienken von Anfang an den Geist der Wangerooge-Touren, indem der seine gesamte Erfahrung (insbesondere) der Besinnungstage auf der Wildenburg einbrachte, auf denen einige der neuen Grufüs als Begleiter geprägt worden waren.

Wie schon auf der Wildenburg formte Hans-Günther Vienken die Gemeinschaft, diesmal die des Chores: Tischmanieren, gemeinsame Gebete vor und nach den Mahlzeiten (jetzt auch gerne mehrstimmig gesungen), die gegenseitige Fürsorge und das ganz Praktische: Er verkündete nach dem gemeinsamen Frühstück Kehr- und Spüldienste ebenso wie das Tagesprogramm, wozu in den Anfangsjahren auch immer eine in Teilgruppen organisierte geistliche Einheit gehörte, die sich mit Chorproben bei Domkapellmeister Roth und den mitgereisten Stimmbildnern sowie durch die Grufüs organisierte Freizeit-Angebote abwechselten. Und auch auf Wangerooge war Hans-Günther Vienken natürlich immer ansprechbar und Seel-Sorger. Viele werden sich an seinen Stammplatz erinnern, wenn er in freien Zeiten oben am Deich saß und im besten Wortsinne ansprechbar war oder half, das Heimweh einzelner Knaben zu überwinden. Es gab keinen Spieleabend, an dem er nicht selbst teilgenommen hätte. Und welch nachhaltiges Erlebnis es ist, über Tag gemeinsam eine riesige Strandburg zu bauen, in der wir abends bei Fackelschein eine Strandmesse mit „Jünne“ feierten, ehe der Abend am Lagerfeuer endete. Wer dabei war, wird das sein Leben lang nicht vergessen!

Auf seine Initiative geht auch zurück, dass die Grufüs Katecheten für die Firmvorbereitung wurden, die für die jugendlichen ehemaligen Chorknaben im Aachener Dom angeboten werden. (Dies gilt inzwischen natürlich entsprechend auch für den Mädchenchor.) So legte er den Grundstein dafür, dass neben der Betreuungsebene das Geistliche und Geistige Thema zwischen Chormitgliedern wird, wenn sie über den eigenen Glauben sprechen.

Bei ungezählten guten und nachhaltigen Begegnungen mit Hans-Günther ist es kein Wunder, dass bei Vielen über die Jahre eine echte Freundschaft mit ihm entstanden ist und er die Lebenswege so vieler begleitet und – beispielsweise durch die Spende der Sakramente – mitgestaltet hat.

Hans-Günther Vienken war für mich wie für so viele andere Wegbegleiter und Wegbereiter. Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht mehr mit dabei in Domchor – vielleicht auch Kirche – und stattdessen in meinem Leben irgendwo anders abgebogen.

Ich danke von ganzem Herzen Hans-Günther, dem Menschenfischer!

Auf Wiedersehen!

Gedenkgottesdienst für Mitglieder und Mitarbeitende des Domkapitels

Gleichzeitig Sechswochenamt für Domkapitular em. Hans-Günther Vienken

Am Samstag, 9. November, wird in der Heiligen Messe um 10 Uhr aller verstorbenen Mitglieder und Mitarbeitenden des Domkapitels gedacht. Insbesondere wird gebetet für Weihbischof Karl Reger, Domkapitular em. Albert Honings und Heinz Mols, ehemaliger Mitarbeiter des Ehrendienstes, die seit dem letzten Gedenken verstorben sind.

In dieser Messe wird auch das Sechswochenamt gefeiert für den am 27. September verstorbenen emeritierten Domkapitular Hans-Günther Vienken. Anlässlich des 100-jährigen Geburtstages wird außerdem des verstorbenen früheren Domkapellmeisters Prälat Dr. Rudolf Pohl gedacht.

Lesen Sie hier die Predigt zur Beisetzung von Hans-Günther Vienken
von Dompropst Rolf-Peter Cremer

Lesen Sie hier eine persönliche Würdigung von Martin Wüller:
Hans-Günther Vienken, der Menschenfischer

„Gemeinsame Wurzeln, gemeinsamer Zusammenhalt“

Der Beitrag der abrahamitischen Religionen zur Gesellschaft

Das ICI Institute lädt am Montag, 4. November, um 18:30 Uhr, zur Podiumsdiskussion „Gemeinsame Wurzeln, gemeinsamer Zusammenhalt. Der Beitrag der abrahamitischen Religionen zur Gesellschaft“ in die Aula der Domsingschule ein.

Die abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – teilen nicht nur
gemeinsame historische Wurzeln, sondern auch Werte, die das Fundament eines friedlichen
Zusammenlebens und sozialen Zusammenhalts bilden. Gerade jetzt, angesichts
zunehmender politischer Spannungen und Polarisierung, stellt sich die Frage, wie diese
Glaubensrichtungen gemeinsam zur Förderung von Dialog, gegenseitigem Verständnis
und einem konstruktiven Miteinander in Deutschland und weltweit beitragen können.
Unsere Podiumsdiskussion zielt darauf ab, diese gemeinsamen Wurzeln zu erkunden und
den Beitrag der abrahamitischen Religionen zur gesellschaftlichen Stabilität und zum
Frieden zu untersuchen.

Zum Programm

Grußwort: Dr. Steffen Jöris, Geschäftsführer der katholischen Theologie RWTH Aachen

Keynote: Armin Laschet, MdB, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen a.D.

Podiumsdiskussion:

  • Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie Münster
  • Christoph Stender, Katholischer Pfarrer und Schriftsteller
  • Aaron Malinsky, Rabbiner und Kantor der Jüdischen Gemeinschaft Düsseldorf
  • Moderation: Dr. Mayssoun Zein Al Din, Direktorin der Nordrhein-Westfälischen Akademie für Internationale Politik

Der Abend wird vom Domchor des Aachener Doms musikalisch begleitet. Es werden Fotos des Künstlers Hans-Günther Kaufmann aus der Ausstellung „Wir sind Schöpfung“ gezeigt.

Anmeldung per E-Mail: info@ici-institute.de
Anmeldung per Telefon: +49 (0)241 / 47 57 61 50

Die Weihnachtsgeschichte aus einer ungewöhnlichen Perspektive

Kinderbuchautor Ulrich Hub liest im Ostviertel und im Dom

Fast jedes Kind kennt die Weihnachtsgeschichte – allerdings nicht aus der Perspektive, die in Ulrich Hubs Vorlesebuch „Das letzte Schaf“ eingenommen wird. Darin schildert der Autor die Ereignisse aus der Sicht einer kleinen Schafherde. Mitten in der Nacht werden die Tiere von einem hellen Licht aus dem Schlaf gerissen. Ihr Hirte ist weg. Immer mehr Schafe laufen los, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Doch schon bald geht das erste Schaf verloren. Hintersinnig und (g)rasend komisch erzählt Hub von einer abenteuerlichen Nachtwanderung – in feiner, gut gewählter Sprache, und mit liebevollen Illustration von Jörg Mühle.

„Das ist das richtige Buch für unsere nächste Kinderautorenlesung“, dachte sich die pensionierte Grundschulleiterin Ute Ketteniß, die für die Europäische Stiftung Aachener Dom (ESAD) einmal im Jahr diesen Vorlesenachmittag organisiert. Passend zur Story findet die nächste Lesung im Dom kurz vor Beginn der Adventszeit am Sonntag, 17. November, um 16 Uhr, im Aachener Dom statt. Die Lesung richtet sich speziell an Kinder im Grundschulalter. Eingeladen sind Schulklassen und Familien.

Der Autor wurde in Tübingen geboren und absolvierte in Hamburg eine Schauspielausbildung. Er arbeitet als Regisseur an verschiedenen Theatern, schreibt Stücke und Drehbücher und zählt zu den wenigen Autoren, die sich sowohl im Erwachsenen- als auch im Kindertheater einen Namen gemacht haben. Mit „An der Arche um acht“ schrieb Hub 2007 einen Bestseller, der bis heute zu den meistverkauften Kinderbüchern Deutschlands gehört. Mit diesem Buch eröffnete Ute Ketteniß 2015 die Reihe der Kinderlesungen im Aachener Dom. Der Eintritt ist auch diesmal wieder frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

NEU! Lesung auch im Ostviertel

Bereits einen Tag vorher richtet sich die Europäische Stiftung an eine neue Zielgruppe außerhalb des Doms und geht am Samstag, 16. November, um 16 Uhr, mit einer Lesung erstmals zu den Kindern ins Ostviertel. In St. Fronleichnam, Düppelstraße 21-24, stellt Ulrich Hub seine moderne Fabelerzählung „Füchse lügen nicht“ vor. Mit spielerischer Leichtigkeit und unverwechselbarem Humor versetzt er die Geschichte von Reineke Fuchs in die heutige Zeit.

Zum Inhalt: In der „Animal Lounge“ auf einem verlassenen Flughafen sitzt ein seltsam zusammengewürfeltes Häufchen Tiere fest. Sie warten und warten und warten. Dann taucht plötzlich der feuerrote Fuchs auf und gewinnt in null Komma nichts das Vertrauen der Tiere. Mit ihm erleben sie endlich mal was – dank der tollen Sachen aus dem Duty Free Shop sogar eine knallige Party! Doch der Fuchs hat nichts Gutes im Sinn… Am Ende steht die Erkenntnis, dass man nicht jedem Vorurteil trauen darf und dass die Wahrheit ein zweischneidiges Schwert ist.

Auch diese Veranstaltung richtet sich an Schulklassen und interessierte Familien mit Kindern von 6 bis 10 Jahren. Der Eintritt ist frei. Eintrittskarten sind nicht erforderlich.

Domkapitular em. Msgr. Hans-Günther Vienken gestorben

Begräbnisfeier am Samstag, 5. Oktober, um 10 Uhr im Dom

Am Freitagabend, 27. September, ist Domkapitular em. Msgr. Hans-Günther Vienken im Alter von 82 Jahren unerwartet verstorben. Seine Begräbnisfeier findet am kommenden Samstag, 5. Oktober, um 10 Uhr im hohen Dom zu Aachen statt, anschließend ist die Beisetzung in der Domherrengruft.

Totengebete sind für Dienstag, Mittwoch und Freitag um jeweils 18 Uhr in der Nikolauskapelle geplant, wo auch der Sarg aufgebahrt wird. Die Gelegenheit zur persönlichen Verabschiedung ist außerdem möglich von Mittwoch bis Freitag in der Zeit von 11 bis 18 Uhr.

Auch im Alter einen guten Zugang zu jungen Menschen gehabt

„Hans-Günther Vienken war eine Institution am Dom“, würdigt Dompropst Rolf-Peter Cremer den Verstorbenen. „Über viele Jahrzehnte hat er Menschen begleitet, ausgehend von seinem beruflichen Netzwerk als Domseelsorger sowie Religionslehrer und Schulseelsorger am Bischöflichen Pius-Gymnasium. Ich habe an ihm immer geschätzt, dass er auch im Alter noch einen sehr guten Zugang zu jungen Menschen hatte. Nicht nur die vielen Taufen, die er gespendet hat, und die Hochzeitsfeiern, die er geleitet hat, waren Ausdruck dieses den Menschen zugewandten Seelsorgers. Ich durfte ihn beerben in der Rolle als Wallfahrtsleiter der Heiligtumsfahrt und habe dabei viel von ihm gelernt. Wir verlieren mit Hans-Günther Vienken einen allseits geschätzten Priester und Menschenfreund, der uns unvergessen sein wird.“

Leben und Werdegang

Hans-Günther Vienken wurde am 9. März 1942 in Bottrop geboren und empfing am 1. März 1969 im Hohen Dom zu Aachen das Sakrament der Priesterweihe. Nach den Kaplansjahren in Düren und Jülich wurde er im Jahr 1971 nach Aachen versetzt, wo er als Religionslehrer und Schulseelsorger am Bischöflichen Pius-Gymnasium und am Hohen Dom tätig war, später auch in der Diözesanen Berufungspastoral.

Zunächst als Domvikar und seit dem 1. Juni 1996 als Domkapitular waren die Schwerpunkte seines Wirkens am Dom die Verantwortung für die Liturgie mit der Ministrantenpastoral, die geistliche Begleitung der Domsingschule und der Chöre der Dommusik sowie die Seelsorge und die Sakramentenspendung.

Sein seelsorglicher Einsatz war von großer Nähe zu den Menschen geprägt. Durch seine Glaubwürdigkeit und Lebensfreude prägte Hans-Günther Vienken eine große Zahl junger Menschen, gerade auch bei Besinnungstagen und Ferienfreizeiten. Das Amt des Wallfahrtsleiters war ihm bei vier Heiligtumsfahrten (1993, 2000, 2007 und 2014) anvertraut. Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2017 war er am Dom in den Gottesdiensten und in der Spendung des Beichtsakraments tätig.

Fotos: Domkapitel Aachen / Andreas Steindl (1-3, 6-8, 10) und Andreas Schmitter (4+5)

Der Wolf, der eigentlich eine Bärin ist

Sonderausstellung im Diözesanmuseum Paderborn vermittelt die Antikenbegeisterung des Frühmittelalters

Wie gelangte antikes Wissen über das Mittelalter bis in die Gegenwart? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine große Sonderausstellung im Diözesanmuseum Paderborn, an der die Aachener Domschatzkammer mit vier Leihgaben beteiligt ist. Unter dem Titel „Corvey und das Erbe der Antike. Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter“ tritt das Museum den Beweis an, dass das Mittelalter zu Unrecht als „finster“ bezeichnet wird.

Mit insgesamt 120 einzigartigen und kostbaren Exponaten aus 50 europäischen und US-amerikanischen Museen, Archiven und Bibliotheken beleuchtet das Diözesanmuseum insbesondere die Rolle mittelalterlicher Klöster als Bewahrer und Verbreiter antiken Wissens über Politik, Philosophie, Kunst, Architektur und Literatur. Ein herausragendes Beispiel für eine mittelalterliche „Denkfabrik“ war das etwa 60 Kilometer von Paderborn entfernt liegende ehemalige Benediktinerkloster Corvey. Die Äbte des Klosters besaßen weitreichende Verbindungen nach Rom und Byzanz und gehörten zu den Gelehrten des karolingischen Hofs. Sie machten die Abtei am Weserbogen zu einem Zentrum der Übermittlung antiker Schrift, Architektur und Wandmalerei. Das 1200. Jubiläum der Klostergründung und die Anerkennung als UNESCO-Welterbe vor zehn Jahren sind Anlass der Sonderausstellung.

Trotz der jahrelangen und arbeitsintensiven Vorbereitungen ist Kuratorin Dr. Christiane Ruhmann die Begeisterung für dieses Thema immer noch deutlich anzumerken. „Wenn man heute ans Mittelalter denkt, hat man oft zahnlose Mönchlein vor Augen, die im Dunklen sitzen und ihren Haferbrei schlürfen. Wir wollen zeigen, dass ein Aspekt dieser angeblich so düsteren Zeit eine große Antikenbegeisterung war. Ohne die Überlieferung der antiken Ideen wüssten wir heute sehr viel weniger, denn das schriftlich festgehaltene Gedankengut auf Papyrus hätte die Zeit nicht überdauert!“ Besonders glücklich sind Ruhmann und Museumsdirektor Dr. Holger Kempkens über das große Vertrauen, das die vielen Leihgeber und Leihgeberinnen dem Museum entgegengebracht haben.

Fast täglich waren im Vorfeld der Eröffnung Kisten mit kostbarer Fracht in Paderborn eingetroffen, darunter so faszinierende Exponate wie die „Burse von Enger“ aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin. Das Goldschmiedewerk aus dem 8. Jahrhunderts wird erstmals zusammen mit Stücken von vergleichbarem Rang gezeigt, zum Beispiel mit der „Großen Fibel von Dorestad“ – einer goldenen Gewandspange aus dem Rijksmuseum van Oudheden in Leiden. Das Musée de La Cour d’Or in Metz hat die erhaltenen Teile des reichverzierten Sarkophags von Ludwig dem Frommen, des Gründervaters der Abtei Corvey, geschickt. Die berühmte Stiftsbibliothek St. Gallen stellte kostbare Fragmente eines Werks des römischen Dichters Vergil zur Verfügung. Corvey selbst trägt mit der fast 1.200 Jahre alten, originalen Inschriftentafel vom Westwerk der mittelalterlichen Abteikirche zur Ausstellung bei.

Aus der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz reiste eine mittelalterliche Abschrift der Annalen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus zurück in ihre ostwestfälische „Heimat“: Das Geschichtswerk berichtet über die Zeit vom Tod des Kaisers Augustus bis zum Tod Neros. Der „Corveyer Tacitus“ war zu Beginn des 16. Jahrhunderts das einzig erhaltene Exemplar des Textes überhaupt. Die Medici ließen das Buch aus Corvey nach Florenz entführen, wo sein Text gedruckt und so wieder in zahlreichen Exemplaren verbreitet wurde. „Hätte diese Abschrift in Corvey nicht überlebt, wüssten wir heute beispielsweise nicht, dass die legendäre Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus im Teutoburger Wald stattgefunden hat“, erläuterte die Leihgeberin dieses wertvollen Schrifstücks, Bibliotheksdirektorin Dr. Francesca Gallori.

Die Aachener Dombauhütte und die Domschatzkammer haben gleich vier Ausstellungsstücke entsandt: 1) eine vermutlich römische oder karolingische Bronzebasis, die in der Zeit vor der französischen Besatzung eine der Säulen des Hochmünsters im Dom trug, 2) den sogenannten Quadrigastoff, bei dem es sich um das Fragment eines byzantinischen Seidengewebes aus dem 8. oder 9. Jahrhundert handelt, sowie 3) karolingische Mosaiksteinchen, im Fachjargon „Glasmosaik-Tesserae“ aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Aus der Vorhalle des Aachener Doms ist 4) die berühmte bronzene Bärin nach Paderborn gereist. In den nächsten Monaten muss die Aachener Bevölkerung aus diesem Grund auf ihre „Lupa Carolina“ verzichten. Anlässlich der Paderborner Ausstellung wurde die Bonzeplastik wissenschaftlich untersucht. Die spannenden Ergebnisse wurden jetzt erstmals im begleitenden Katalog publiziert.

Laufzeit:
September 2024 – 26. Januar 2025

Öffnungszeiten / Tickets:
Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr. 12 Euro /ermäßigt 6 Euro, freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahren

Das umfangreiche Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm, eine Reihe von Videointerviews mit an der Ausstellung beteiligten Forschenden und weitere Informationen zu Tickets und Anfahrt sind hier zu finden: www.erbe-der-antike.de

Neue Erkenntnisse zur Herkunft der Bronzebärin

Wölfin oder Bärin? Griechisch oder römisch? Der Anblick der in der Vorhalle thronenden Tierplastik ist der Aachener Bevölkerung sehr vertraut. Über Jahrhunderte sahen die Menschen in ihr den Wolf aus der Dombausage, die „Lupa Carolina“. Dabei galt kunsthistorisch schon lange als gesichert, dass es sich bei der Skulptur nicht um einen Wolf, sondern um eine Bärin handelt. Herkunft, Datierung und Zusammensetzung waren jedoch unklar. Zuletzt war sie in Fachkreisen als mutmaßlich hellenistisch gedeutet worden. Diese Theorie kann nun ins Reich der Legenden verbannt werden. Anlässlich der geplanten Ausstellung hatten die Domschatzkammer Aachen und das Diözesanmuseum Paderborn eine Untersuchung veranlasst, die Fragen zur antiken Herstellungstechnik sowie zu späteren Reparaturen und Restaurierungsmaßnahmen klären sollte.

Bestätigt hat sich, dass der Guss der Tierplastik nach einem indirekten Wachsausschmelzverfahren erfolgt ist. Anhand sichtbarer Arbeitsspuren im Inneren der Bronze konnten entsprechende Abläufe im Herstellungsprozess rekonstruiert werden. Der Guss wird im wissenschaftlichen Exposé als sehr qualitätvoll bewertet, Gussfehler sind demnach kaum vorhanden. Wirbelstrommessungen und Röntgenfluoreszenzanalysen ergaben, dass die Bärin aus einer bleihaltigen Legierung gegossen wurde, die mit römischen Bronzen vergleichbar ist. Hohe Zugaben an Blei ermöglichten einen dünnwandigen Guss und erhöhten die Abbildungsgenauigkeit. Dadurch konnten die Hersteller feine Details wie die Fellzeichnung, das abgenutzte Gebiss oder die vorhandenen Wunden – es handelt sich nicht um ein Jungtier, sondern um eine ältere, kampferprobte Bärin – anlegen. Herstellungstechnik und Materialanalysen deuten auf eine römische Werkstatt hin. Einen hellenistischen Ursprung schließt die von Frank Willer, Lisa Meffire und Roland Schwab verfasste Untersuchung aufgrund der Bleiisotopendaten aus.

An der Bärin lassen sich zwei Reparaturphasen rekonstruieren: Schon lange war bekannt, dass der linke Vorderlauf und die rechte vordere Tatze aufgrund eines Schadens im Jahr 1820 erneuert worden waren. Neu ist, dass offenbar bereits zuvor der rechte Vorderlauf ausgewechselt wurde. Die Ergänzungen des Beins weichen von der Bronzelegierung des Körpers deutlich ab.

Dr. Birgitta Falk, die Leiterin der Aachener Domschatzkammer, findet die neuen Erkenntnisse hochspannend und wertvoll. „In der Aachener Domschatzkammer sind wird froh und dankbar für die wunderbare Kooperation mit dem Paderborner Museum. Unsere Bärin, ein in seiner Komplexität weithin unterschätztes Kunstwerk, war bisher kaum erforscht. Durch die Ausstellung wurde es möglich, die Figur, ihren Zustand und ihre Geschichte umfassend zu untersuchen, mit vielen erstaunlichen Ergebnissen. In Paderborn thront die Bärin nun ganz prominent im Eingangsbereich der Ausstellung, wodurch die Schönheit und künstlerische Qualität dieses antiken Kunstwerks auch einmal außerhalb Aachens sichtbar wird!“


Projekt „Heizungskeller“ steht unter Zeitdruck

Östliches Deckenfeld im Durchgang zum Katschhof wird komplett abgebrochen – Fertigstellung bis zum Aufbau des Weihnachtsmarktes

Die Zeit läuft. Bis zum 2. November, wenn der Aufbau des Weihnachtsmarkts beginnt, muss die Heizungskellerdecke des Aachener Doms erneuert sein. Ansonsten wäre die schmale Durchfahrt vom Münsterplatz zum Katschhof nicht nutzbar, denn die Kellerräume liegen genau darunter. Die Ausgangslage ist diffizil, die Geometrie des Kellers sehr verwinkelt: Eingeklemmt in den Zwickel zwischen Chorhalle, Sechzehneck und Hubertuskapelle sowie anstoßend an karolingische Fundamentreste stellt diese Baustelle alle Beteiligten vor besondere Herausforderungen.

Die Weihnachtsmarkt-Logistik ist indes nicht der einzige Grund, weshalb Eile geboten ist. Seite Mitte August hat der Dom keine funktionierende Heizungssteuerung mehr, die Lüftungsanlage läuft nur eingeschränkt. Dabei ist die Frischluftzufuhr existenziell: Wegen der Vielzahl der Besucherinnen und Besucher erreicht das CO₂ aus deren Atemluft binnen Stunden so hohe Konzentrationen, dass der Marmor im Inneren davon langfristig angegriffen und zersetzt würde. Gleichzeitig muss die enorme Luftfeuchtigkeit im Dom durch die regulierende Heizungswärme herausgedrängt werden.

Auch die Fernwärmeleitungen sowie die Elektro- und Datennetzanbindung sind abgetrennt beziehungsweise nur provisorisch angeschlossen. Ein Wirrwarr an Kabeln hängt von der undichten Decke, durch die es nach starken Regenfällen schon seit längerem so heftig tropft, dass sich zeitweise zentimeterhohe Wasserlachen auf dem Boden bilden, die abgepumpt werden müssen.

„Das ist für einen Technikraum nicht gerade ideal“, sagt Dombaumeister Dr. Jan Richarz. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Für die Konstruktion des Kellderdachs aus dem Jahr 1912 – im Fachjargon eine „typische Kappendecke aus Stahlträgern mit zwischengespannten Betonkappen“ – wurde damals ein weicher, stark rostanfälliger Stahl verwendet (Thomas-Stahl). Regenwasser und Salze haben im Laufe der Zeit zu extremen Korrosionsschäden an den knapp unter Bodenniveau liegenden Stahlträgern geführt. „Es bestand jetzt nicht unmittelbar Gefahr für Leib und Leben, aber die Decke wurde im Rahmen einer Untersuchung als nicht mehr dauerhaft standsicher eingestuft. Ganz besonders nicht mit Blick auf den Schwerlastverkehr, der den Zufahrtsbereich zum Katschhof nutzt“, macht Richarz die Dringlichkeit der aktuellen Baumaßnahme deutlich.

Das von der Dombauhütte beauftragte Ingenieurbüro Kempen Krause nahm die beiden Kellerräume mit einem 3D-Scan unter die Lupe, um punktgenau die Schwachstellen lokalisieren und Lösungsvorschläge erarbeiten zu können. Dank der guten Vorarbeiten wurde ein Fahrplan entwickelt, der nun zügig umgesetzt werden soll.

Vorgesehen ist, zunächst das östliche der beiden Deckenfelder abzubrechen und durch eine neue Stahlbetondecke zu ersetzen. Erst im Verlauf dieser Arbeiten wird sich herausstellen, ob das westliche Deckenfeld noch einige Jahre länger Bestand haben kann – im Moment deutet zum Glück alles darauf hin. Sobald die neue Decke ausgehärtet ist, wird die Lüftungsanlage wieder aufgebaut und angeschlossen. „Wir müssen damit rechnen, dass die Bauarbeiten noch ein paar Schäden aufzeigen, die wir bisher nicht sehen konnten. Aber für diesen Fall haben wir wir in die Planungen einen zeitlichen Puffer eingebaut“, blickt Dr.-Ing. Tobias Dreßen, ein Geschäftsführer von Kempen Krause, optimistisch nach vorne.