Kaiser Karl der Große und Aachen
Leben und Wirken
- Karl wurde 748 als Sohn des fränkischen Königs Pippin geboren.
- Seine Krönung zum König der Franken fand 768 in Noyon im heutigen Nordfrankreich statt.
- Die Krönung zum Kaiser erfolgte am Weihnachtstag des Jahres 800 durch Papst Leo III. in Rom.
FORTSCHRITT. Er stärkte das Christentum, förderte Bildung und Kultur und legte durch die Kaiserkrönung den Grundstein für das spätere Heilige Römische Reich.
EXPANSION. Im 8. und 9. Jahrhundert vereinte er das Frankenreich und schuf erstmals ein Großreich, das weite Teile des heutigen Europas umfasste. Sein Wirken prägt die europäische Identität bis heute („Vater Europas“).
MARIENKICHE. Im seit der Römerzeit bestehenden Ort Aachen ließ er ab 798 (+/- 5 Jahre) auf dem heutigen Rathaushügel eine Pfalz (Palastanlage) und südlich davon die Marienstiftskirche (heute Dom) bauen. Sie ist das einzige von Karl errichtete Gotteshaus.
LEBENSENDE. In seinen letzten Lebensjahren lebte Karl ständig in Aachen. Er starb am 28. Januar 814 und wurde zunächst in einem antiken Marmorsarkophag bestattet, der heute in der Domschatzkammer zu sehen ist.
HEILIGSPRECHUNG. Wegen seiner Verdienste um die Verbreitung des Christentums veranlasste Friedrich I. Barbarossa 1165 seine Heiligsprechung. Noch heute wird Karl als Heiliger der Stadt Aachen verehrt. Der romanische Karlsschrein in der Chorhalle des Doms enthält seit 1215 einen Großteil seiner Gebeine.
Der Aachener Thron
Die wichtigsten Fakten
Der äußere Marmorstuhl besteht aus vier Marmorplatten aus römischer Zeit. Vermutlich diente der Marmor einst als Fußbodenbelag. Die Platten sind mit einfachen Bronzewinkeln zusammengefügt. Die Thronanlage ist historisch gewachsen und über die Jahrhunderte immer wieder verändert worden. Sie hat eher den Charakter eines Provisoriums als den einer planvollen und repräsentativen Aufstellung. In seinem künstlerischen und architektonischen Rang und seiner handwerklichen Qualität kann sich das Ensemble nicht mit dem anspruchsvollen Umfeld, dem Kirchenbau Karls des Großen und dessen Ausstattung, messen.
Eine Beschreibung
- Der Marmor weist zahlreiche Einritzungen aus Antike und Mittelalter auf, so auf der rechten Thronwange ein Mühlespiel.
- Der untere Teil der hinteren Platte wurde im späten Mittelalter durch ein Eichenholzbrett ersetzt.
- Im Inneren befindet sich ein aus drei Eichenholzplatten zusammengesetzter Holzschemel (heute zu sehen im Centre Charlemagne).
- Der Marmorstuhl ist in eine zweiteilige Sockelplatte aus Kalkstein eingelassen, die auf vier Pfeilern steht, sodass sich unter dem Thron eine Art Durchgang ergibt.
- Den Zugang zum Marmorsitz bildet eine Treppe. Vier der Stufen wurden aus einer antiken Säule aus Marmor herausgeschnitten; die Rundungen sind noch erkennbar.
- Direkt hinter der Thronanlage steht der 1305 geweihte Nikasius-Altar.
Ist es Karls Thron?
Krönungen in Aachen
Karl. Karl der Große hörte in seiner Marienkirche täglich dem Chorgebet der Geistlichen und den Heiligen Messen zu. Ob er einen festen Platz hatte, ist nicht überliefert. Ein Thron wird in keinen schriftlichen Quellen erwähnt.
Ludwig und Lothar. Auch bei den Aachener Krönungen von Karls Sohn Ludwig (813) und dessen Sohn Lothar (817) zu Mitkaisern wird kein Herrschersitz oder Thron erwähnt.
Otto I. Der erste König, der in Aachen gekrönt wurde, war im Jahre 936 der Sachsenherzog Otto I. Seine Krönung, Salbung und Einkleidung fanden am Marienaltar im Erdgeschoss statt. Danach stieg Otto eine der beiden Wendeltreppen hinauf und nahm auf einem Thron Platz – mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Marmorstuhl, den Sie vor sich sehen.
Der „Erzsitz des Reiches“
Konrad II. Otto und seine Nachfolger begründeten die Krönungstradition in Aachen. Bei der Inthronisation Konrads II. im Jahr 1024 wurde der Thron bezeichnet als „Erzsitz des Reiches, von den alten Königen, vor allem von Karl, errichtet“ und damit erstmals nachträglich mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht.
Heinrich III. Seit Heinrich III. (1028) wurden die meisten deutschen Könige in Aachen gekrönt und inthronisiert. Aachen als Krönungsort wurde in der „Goldenen Bulle“ Karls IV. im Jahr 1356 nochmals bestätigt.
Krönungsort. Zwischen 936 und 1531 fanden in Aachen die Krönungen von 30 Königen und 12 Königinnen des römisch-deutschen Reichs statt. Nach der Krönung nahmen die Könige auf dem Thron Platz, um symbolisch ihr Reich in Besitz zu nehmen. Nach 1531 wurden die Königskrönungen nach Frankfurt verlegt.
Erinnerungsort. Die Thronanlage war seit dem 11. Jahrhundert ein „Erinnerungsort“ an Karl den Großen und das deutsche Königtum. So krochen noch im 17. Jahrhundert Besucher der Kirche unter dem Thron durch, um so Karl und das Reich zu ehren.