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Architektur und Entstehungsgeschichte

Baugeschichte

Die karolingische Marienkirche entstand auf den Überresten einer römischen Thermenanlage und am Ort einer merowingischen Kapelle, von der man die Altarstelle in neuer Ausrichtung (um 38 Grad in östliche Richtung gedreht) übernahm. Durch diesen diagonalen Eingriff in das vorhandene schachbrettartige Straßennetz der Römer entstanden in Aachen viele dreieckige Plätze (Marktplatz, Münsterplatz, Klosterplatz).

In Form und Größe übertraf der Bau zur damaligen Zeit alle Kirchen nördlich der Alpen. Zur Umsetzung des gigantischen Projekts holte Karl der Große Spezialisten aus dem gesamten Reich nach Aachen. Als Bauleiter gilt Odo von Metz. Der Grundriss basiert auf einem Maßsystem, das auf die Johannes-Offenbarung verweist. Bis heute erhalten geblieben sind der Westbau (Eingangshalle) und das Oktogon mit sechzehneckigem Umgang und Gewölbe.

Die Chorhalle

Die vermehrte Nutzung der Kirche durch Pilger führte ab 1355 zur Erweiterung des Münsters. Die gotische Chorhalle (Fertigstellung 1414) misst 25 Meter in der Länge, 13 Meter in der Breite und 32 Meter in der Höhe. Ihre Außenwand ist weitestgehend in Fenster aufgelöst, die mit einer Höhe von 25,55 Metern zu den höchsten gotischen Fenstern in Europa zählen. Wegen ihrer mehr als 1000 Quadratmeter Glasfläche wird sie das „Glashaus von Aachen“ genannt.

Der große Stadtbrand

1656 beschädigte der große Aachener Stadtbrand die Kirche schwer: Die Dächer und der Turm einschließlich der Glocken wurden vernichtet. Die wirtschaftliche Lage des Stifts und der Stadt Aachen ließ nur eine Wiederherstellung als Provisorium zu.

Die Barockzeit

Mit dem Aufstieg Aachens zur renommierten Badestadt begann eine späte Phase der Barockisierung im 18. Jahrhundert. Der karolingische Kernbau wurde im Stil der Zeit ausstuckiert, die Chorfenster verloren die gotischen Maßwerke und die vernachlässigte Ungarnkapelle wurde neu errichtet.

In der französischen Zeit – Aachen wurde 1794 von französischen Truppen besetzt und gehörte von 1801 bis 1815 zu Frankreich – wurde das Münster zur Domkirche des ersten Aachener Bistums erhoben (1802-1827). Dennoch erlitt es starke Beschädigungen durch Plünderungen. So wurden unter anderem die 32 antiken Säulen aus dem Hochmünster ausgebaut und sämtliche Bleidächer abgedeckt.

Restaurierung im 19. Jahrhundert

Große Veränderungen brachte die Restaurierung des Aachener Münsters im 19. Jahrhundert mit sich. Die gotischen Bauteile wurden umfassend überarbeitet, ein neugotischer Westturm wurde 1884 über dem karolingischen Westbau errichtet.

Den beeindruckenden Abschluss dieser Zeit bildet die byzantinische anmutende Innendekoration des Karolingerbaus. In Anlehnung an eine Zeichnung aus dem Jahr 1699, die sich auf die karolingische Erstausmalung bezog, entwarf der Maler und Architekt Baron Jean-Baptiste de Béthune das 1881 erneuerte Kuppelmosaik, das als Motiv den thronenden Christus und die ihn umgebenden 24 Ältesten zeigt.

Die Verkleidung der Pfeiler und Wände mit Marmor sowie der Tambourmauern und des Umgangsgewölbes mit Mosaik stammt aus den Jahren 1900 bis 1913 und erfolgte nach Entwürfen des Künstlers Hermann Schaper. Nach dessen plötzlichem Tod 1911 vollendete sein Nachfolger Friedrich Schwarting die von Kaiser Wilhelm II. finanziell geförderten Arbeiten.

Ausstattung

Aus der Gründungszeit des Doms

Im Hochmünster: 24 antike Marmorsäulen
Im Hochmünster: Acht karolingische Bronzegitter
Drei kleine zweiflüglige Bronzetüren
Die Bronzetüren des Haupteingangs (Wolfstür)

Bedeutende Zeugnisse der Wallfahrten und der Heiligenverehrung

Der Karlsschrein verschließt seit 1215 die Gebeine Karls des Großen.
Der Marienschrein birgt seit 1239 die vier großen Aachener Heiligtümer.

Die Chorhalle