Der Königsthron
Der Aachener Königsthron sieht nicht so aus, wie man ihn sich aufgrund seiner historischen Bedeutung vorstellt. Auch ist unklar, ob er überhaupt – wie oft behauptet – der Thron Karls des Großen war.
Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird ein Thron anlässlich der Krönung König Ottos I. im Jahr 936. Von da an mussten die Nachfolger Karls des Großen auf dem Thron gesessen haben, um ihren Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Bis 1531 wurden 30 Könige in Aachen gekrönt.
Der Thron steht in der Westempore des oberen Umgangs (Hochmünster). Er besteht aus vier weißen Marmorplatten, die von Bronzehaken zusammengehalten werden. Auf einer der beiden seitlichen Platten finden sich feine, eingeritzte Linien, die möglicherweise einst als Spielfeld für ein antikes Mühlespiel dienten. Daraus lässt sich schließen, dass die Platten zuvor als Bodenplatten genutzt wurden. Vier Stufen zum Thron sind aus Marmorsäulen zusammengesetzt. Im Rücken des Thrones befindet sich der aus Teilen eines karolingischen Altars zusammengefügte und 1305 geweihte Nicasiusaltar.
Eine Frage bleibt ungeklärt: Warum wurden ausgerechnet diese schlichten Marmorplatten zum Bau des Throns herangezogen? Eine in Aachen beliebte Theorie besagt, dass sowohl die Platten als auch die Stufen aus der Grabeskirche in Jerusalem stammen und somit selbst Reliquiencharakter haben. Damit wäre die Ästhetik natürlich zweitrangig. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es keine.